Vom Feld zur Mühle

30 Jahre

Partnerschaft

direkt und ohne

Umwege

Simon Egger und Hubert Jaquet treffen sich schon seit langer Zeit jedes Jahr. Ein erstes Mal mitten in der turbulenten Sommerernte, und dann gleich danach, um das kommende Jahr zu planen. Ihr Austausch ist vertraut und aufrichtig, und wenn ihre Verhandlungen manchmal auch angespannt sind, enden die Gespräche immer mit einem Moment der Gemeinsamkeit bei einem guten Essen.

An diesem kalten Februarmorgen gibt es nicht den geringsten Hauch von Nebel in Chavornay. Die zaghafte Sonne lässt den Reif auf den umliegenden Feldern glitzern. Als ob das Gut der Frères Egger sich von seinerbestenSeitezeigenwolltefür den für diese Saison ungewöhnlichen Besuch von Hubert Jaquet, der bei der GMSA für die Koordination zwischen dem Einkauf und der Produktion verantwortlich ist und mehr als 35 Jahre Erfahrung hat.

Hier empfängt ab jetzt Simon Egger, 34, den Besuch. Er hat nämlich kürzlich zusammen mit seinem Bruder Philippe die Leitung des Unternehmens von Vater Edwin übernommen; aber der ist nie weit weg.

Elegant und dem Anlass entsprechend warm angezogen, kommen die zwei Männer, schon mitten in einem angeregten Gespräch, aus einem der zahlreichen Gebäude des sehr weitläufigen Betriebs. «Wollen Sie einen kleinen Rundgang machen?» schlägt Simon Egger begeistert vor. Und los geht‘s ..

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JAHRE

Zusammenarbeit zwischen der Familie Egger und der GMSA

Geschäftsführung mit Leidenschaft und Sinn für Innovation
Man merkt schnell, dass der Landwirt ein richtiger Unternehmer ist. Egger Frères ist sowohl eine Getreideproduktion – z.B. für Brotweizen, vondemwirheutevielsprechen werden – als auch eine Sammelstelle, ein Verarbeitungsstandort für Tierfutter auf Flockenbasis, ein Zwiebelproduzent … «Und weiter hinten haben wir auch Hühner und ein Mastzentrum für Stiere», lacht der junge Patron, als er unsere grossen Augen sieht.

Er führt uns durch die verschiedenen Gebäude und kann der Versuchung nicht widerstehen, uns eine ziemlich seltene Maschine zu zeigen, die zum Zwiebelschälen dient. «Es tut mir leid, es besteht die Gefahr, dass ich Sie zum Weinen bringe», entschuldigt sich der Waadtländer schmunzelnd. Wie ein Reiseführer gibt Simon Egger leidenschaftliche und spannende Erklärungen. Aufmerksam warnt er, wenn der Lärm zu laut zu werden droht oder, wenn man auf eine Stufe achten muss.

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MILLIONEN

in die neue Sammelstelle investiert

Nähe und kurze Wege
«Was den Brotweizen betrifft, arbeiten wir mit 7 Landwirten aus der Gegend zusammen. (…) Das sind alles Nachbarn, die Transportwege sind also extrem kurz, was bezüglich Nachhaltigkeit hervorragendist.»  Simon Egger

Nun sind wir endlich im Herz des Betriebs angelangt, der Sammelstelle, in das die Familie Egger im letzten Jahr fast zwei Millionen Franken investiert hat. «Was den Brotweizen betrifft, arbeiten wir mit 7 Landwirten aus der Gegend zusammen. Hierher kommen sie zur Ablieferung ihrer Ernten. Wir fakturieren ihnen das Schälen und Waschen des Korns, und dann verkaufen wir unsere Produktion gemeinsam an die GMSA. Es sind alles Nachbarn, die Transportwege sind extrem kurz, was bezüglich Nachhaltigkeit ausgezeichnet ist.»

Wir treten in eine Art Kontrollraum. Auf einem alten Schreibtisch aus Holz zeigt ein Computerbildschirm das digitale Schema der Kornsilos an. Automatisch nimmt Simon Egger sein Mobiltelefon aus der Tasche. «Heute lässt sich alles von hier aus leiten», lacht er und zeigt sein Smartphone. «Ich bin die ganze Zeit online. Die Gefahr ist, dass die Temperatur in den Silos zu stark steigt, und das wäre eine Katastrophe. Dieses Überwachungssystem ermöglicht uns, sehr schnell zu reagieren, zum Beispiel, indem der Inhalt belüftet oder umgerührt wird.»

Rückverfolgbarkeit und Regionalisierung
«Von jeder Lieferung nehmen wir eine Probe. So können wir, wenn es Bedenken gibt, die Herkunft einfach feststellen.» Simon Egger

Auf dem Tisch daneben werden kleine durchsichtige Plastikboxen, die Proben von Weizen enthalten, genau beschriftet. «Das dient der Rückverfolgbarkeit, die in unserem Beruf enorm wichtig geworden ist», erklärt Simon Egger. «Von jeder Lieferung nehmen wir eine Probe. So können wir, wenn es Bedenken gibt, die Herkunft einfach feststellen.»

Und genau dort, wo die Produzenten die Früchte ihrer Ernte anliefern, erklären uns die zwei Männer, wie schwierig das Jahr 2021 für die Branche war. «Das Wetter war im Frühling und Sommer katastrophal», beginnt Hubert Jaquet, der immerhin schon einige ungleiche Jahre erlebt hat. «Wir hatten also viel weniger Weizen zum Ernten, und darüber keimte er häufig ein zweites Mal ausserhalb des Bodens, was nicht gut für die Qualität des Mehls und damit des späteren Brotes ist.

Er deutet auf ein Plakat an der Wand, das drei unterschiedliche Scheiben Brot zeigt. Die Krume der ersten ist bräunlich, unregelmässig und durchzogen von Löchern, was auf gekeimten Weizen zurückzuführen ist. «Der Konsument will kein solches Brot», meint der gebürtige Freiburger, «er ist auf der Suche nach konstanter Qualität.»

Miteinander reden, um gemeinsam Lösungen zu finden
 «Genau in solchen Momenten werden unsere engen Beziehungen wichtig. Simon hat mir die Situation offen geschildert, und ich habe geschaut, ob wir etwas tun können, um ihm zu helfen.» Hubert Jaquet

Die beiden Männer sprachen viel miteinander, um Lösungen in dieser mehr als heiklen Situation zu finden. «Genau in solchen Momenten werden unsere engen Beziehungen wichtig», nimmt Hubert Jaquet den Faden wieder auf, «Simon hat mir die Situation offen geschildert, und ich habe geschaut, ob wir etwas tun können, um ihm zu helfen.» «Aber wir hatten schon Lösungen gefunden, um den zur Brotherstellung nicht mehr geeigneten Teil des Weizens zu verwerten», fährt der Produzent fort. «Wenn er nicht mehr den Standards für den Verzehr durch den Menschen entspricht, können wir ihn immer noch für als Hühnerfutter verwenden. Wenn die Qualität noch schlechter ist, wird er mit anderem Futtergetreide für das Vieh gemischt. Und wenn es wirklich eine Katastrophe ist, machen wir daraus Biogas. Wir tun unser Möglichstes, um Abfall zu vermeiden.»

Wie um das Kapitel über das schwierige Jahr abzuschliessen, das dennoch einen grossen Teil des Gesprächs beim Kaffee einnehmen wird, verlassen wir die Kontrollstelle und begeben uns zu den Kornsilos, wo der Führer seine Erklärungen fortsetzt. «Hier gilt immer derselbe Turnus: zuerst Gerste und Erbsen, dann Brotweizen und schliesslich Maiskörner. Alles muss exakt geplant sein, und die Silos werden nach jedem Getreide von Hand gereinigt.»

Es stimmt, dass auf dem Gut alles tadellos aufgeräumt und gefegt ist. Ohne Zweifel eine Frage der Wertschätzung sowohl für die Arbeiterinnen und Arbeiter als auch für die Besucher. Wertschätzung für gut ausgeführte Arbeit, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Weitergabe und Wertschätzung der Arbeit
Mit von der beissenden Kälte geröteten Nasen gehen wir ins Hauptgebäude, wo sich unter anderem die Reception, das Büro und die Küche befinden. Wie auf jedem oder fast jedem Bauernhof in der Waadt setzt man sich auf eine Eckbank, um einen Kaffee zu trinken. Nur wenige Betriebe jedoch können sich rühmen, Tassen mit ihrem Namen zu haben, wie die Eggers!

 «Mit der Zeit sind enge Beziehungen entstanden, die auf gegenseitigem Respekt, gemeinsamer Leidenschaft und Freude beruhen. Sie sind sehr wichtig, um sich zusammen weiterzuentwickeln und sehr professionell zu arbeiten, damit wir das Getreide finden, das wir brauchen.»  Hubert Jaquet

Die beiden Männer werden gefragt, ob sie sich an ihre erste Begegnung erinnern. Das bringt sie zum Lachen. «Meine Beziehungen zu den Produzenten in Chavornay bestehen seit mehr als 30 Jahren», antwortet Hubert Jaquet. «Sie hatten schon mit dem Anbau von speziellem Getreide begonnen, was für uns sehr interessant war. Mit der Zeit sind enge Beziehungen entstanden, die auf gegenseitigem Respekt, gemeinsamer Leidenschaft und Freude beruhen. Sie sind sehr wichtig, um sich zusammen weiterzuentwickeln und sehr professionell zu arbeiten, damit wir das Getreide finden, das wir brauchen.»

«Hubert besuchte meinen Vater jedes Jahr. Da ich schon seit 2011 mit ihm zusammenarbeitete, bevor ich die Leitung übernahm, stelle ich mir vor, dass er mich einmal mitgenommen hat, aber ich erinnere mich nicht genau an unser Treffen.»

Ein einheimisches Gesicht hinter einem einheimischen Produktl
«Wir produzieren Mehl, aber der Kunde sagt uns, was er will. Und momentan will er Brot aus der Region, das mit Mehl aus der Region hergestellt ist, das aus Weizen aus der Region stammt.»   Hubert Jaquet

Seither sehen sich die beiden Männer zweimal pro Jahr. Das erste Mal während der Ernte im Juli, und dann direkt danach, um das kommende Jahr zu planen. «Wir machen eine Tour zu allen Sammelstellen, um die Produzenten zu treffen, mit denen wir zusammenarbeiten, damit wir ihnen unsere Bedürfnisse, die Erwartungen des Marktes erklären können», erläutert Hubert Jaquet zwischen zwei Schlucken Kaffee. «Wir sprechen auch über Nachhaltigkeit, extensive Landwirtschaft… Es ist wichtig, über all das zusammen, von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Eggers verstehen uns sehr gut, sie sind seit Langem auf diesem Markt aktiv, aber nicht alle haben die gleiche Vision wie sie. Unsere Rolle als GMSA ist es, den Produzenten die Anforderungen des Marktes zu vermitteln, die sich aus den Wünschen der Konsumenten ergeben. Wir produzieren Mehl, aber der Kunde sagt uns, was er will. Und momentan will er Brot aus der Region, das mit Mehl aus der Region hergestellt ist, das von Weizen aus der Region stammt.»

«Wir müssen also Sorten finden, die GMSA gefallen und die rentabel für uns sind (…) Manchmal ist der Ertrag super, aber die Qualität ungenügend, und manchmal ist es umgekehrt. Es geht in beide Richtungen.» Simon Egger

«Und ich bin einverstanden, das einheimische Gesicht hinter dem Produkt zu sein», bekräftigt Simon Egger, der sich offen für die Vorschläge zeigt, die Hubert Jaquet ihm macht, ohne seine wichtigste Herausforderung, den Ertrag, aus den Augen zu verlieren: «Wenn es darum geht, unsere Kulturen zu variieren, haben wir zwei Hauptquellen: einerseits die Forschungszentren wie Agroscope in Changins und andererseits die Mühlenbetriebe. Wir müssen also Sorten finden, die der GMSA gefallen und rentabel für uns sind. Also machen wir Versuche, manchmal über ein oder zwei Jahre, und dann legen wir das Resultat Hubert vor.Manchmal ist der Ertrag super, aber die Qualität ungenügend, und manchmal ist es umgekehrt. Es geht in beide Richtungen.»

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regionaler Weizen im Mehl von Granges-près-Marnand

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Herkunftsradius des Brotweizens

Gemeinsame Versuche und Umweltschutz
«Wenn wir mit den Preisen und unserem Vorgehen nicht stimmig wären, würden die Produzenten der Region schon lange nicht mehr mit uns arbeiten.»  Hubert Jaquet

Die Partner rufen sich einen kürzlichen schmerzhaften Misserfolg in Erinnerung, der sie, wie es scheint, einander noch näher gebracht hat. «Man macht Tests und man zieht daraus gemeinsam Bilanz. Wir kommen einigermassen gut mit einander aus (Simon macht eine Grimasse, beide brechen in Gelächter aus). Ich mache Witze. Seit 30 Jahren arbeiten wir zusammen und es funktioniert supergut. Wir hätten im letzten Jahr nicht 1.9 Millionen investiert, um unsere Sammelstelle zu erneuern, wenn das Zusammen- spiel überhaupt nicht funktionieren würde!» «Und wenn wir mit den Preisen und unserem Vorgehen nicht stimmig wären, würden die Produzenten der Region schon lange nicht mehr mit uns arbeiten.»

«Wir gehen Schritt für Schritt vorwärts, indem wir kurze Kreisläufe fördern, unseren Energieverbrauch senken, die Transportwege verkürzen. Wenn wir unseren Weizen an die Mühle abliefern, fahren wir nicht leer weg, denn wir laden manchmal Weizenkleie, die wir in unseren Futtermischungen verwenden. Ein gutes Beispiel für CO2-Einsparung und Abfallverwertung.»  Simon Egger

Das herzliche Miteinander ist nicht vorgetäuscht. Das von der GMSA propagierte Modell der kurzen Kreisläufe findet sich sogar in der Kommunikation wieder. Zwischen zwei Anspielungen auf ihre gemeinsame Leidenschaft für Mähdrescher tauschen sich die Männer offen über das Thema Nachhaltigkeit aus. «Das ist natürlich ein gemeinsames Ziel, das wir aber nicht auf einmal erreichen können», räumt Simon Egger ein. Also gehen wir Schritt für Schritt vor, indem wir kurze Kreisläufe fördern, unseren Energieverbrauch senken, die Transportwege verkürzen. Wenn wir unseren Wei- zen an die Mühle abliefern, fahren wir nicht leer zurück, denn wir laden manchmal Weizenkleie, die wir in unseren Futtermischungen verwenden. Ein gutes Beispiel für CO2-Einsparung und Abfallverwendung.»

Man könnte den beiden Partnern noch stundenlang dabei zuhören, wie sie sich über die Herausforderungen ihrer Berufe, die verschiedenen Sorten Brotweizen, ihren Weg zur Nachhaltigkeit und die Geschmäcker der Konsumenten austauschen, während sie die Egger-Tassen leertrinken. Es ist Zeit, diesen modernen Patron, der bald Vater wird, zu verlassen und Hubert Jaquet das Land durchstreifen zu lassen, um eine Brücke zwischen den Wünschen der Konsumenten und der Realität der Produzenten zu schlagen.

Eines ist sicher: Nie mehr werden wir ein Gipfeli essen, ohne uns seiner Herkunft vergewissert zu haben und, vor allem, ohne an die Menschen zu denken, die an dessen Herstellung beteiligt sind.